Es hieß wir würden in die Slums gehen, ich stellte mir also vor, weit weg zu fahren und irgendwo jenseits der Zivilisation wieder an zu kommen. Doch um die Armenviertel in Varanasi kennen zu lernen, muss man nicht weit weg.
Wir gingen zu Fuß zu einer kleinen “Siedlung”, die direkt an eine der Hauptstraßen lag. Acht kleine Hütten, die mühsam aus Bambusstangen und alten Plastikplanen zusammengezimmert waren, standen direkt am Straßenrand.
In den acht Hütten leben 12 Familien (insgesamt 46 Personen), die nur langsam ihre Rechte und Möglichkeiten begreifen und beginnen, davon Gebrauch zu machen.
Als wir ankamen, waren die Bewohner gerade dabei, den Minister von Uttar Pradesh zu wählen. Dies ist neu. Bevor die PVCHR auf diese Menschen aufmerksam machte, hatten sie weder “rasan cards” (eine art Ausweis mit dem man zugleich günstiger an Lebensmittel kommt) noch “election cards”.
Nach den Wahlen setzten wir uns in eine der Hütten auf eine extra für uns ausgebreitete Plastikplane und es wurde über die bestehenden Probleme diskutiert. Diese wurden dann zusammengefasst, um sie später an die Regierung zu schicken. Da nur die wenigsten schreiben können, wurde die Unterschrift in Form eines Daumenabdrucks geleistet, unter dem dann nachträglich der Name geschrieben wurde.
Obwohl viele der Bewohner Geld damit verdienen, Rikscha zu fahren und Körbe zu basteln, haben sie nicht genug Geld, um für ihre Familie eine Wohnung zu mieten.
Zum Glück haben sie mittlerweile eine Möglichkeit zu sauberem Wasser zu gelangen, um sich zu waschen und zu kochen. Doch den Zustand in solch einer Hütte nach einem der heftigen Regenfälle, wie sie in dieser Zeit fast Täglich vorkommen, möchte man sich nicht vorstellen.
Ich war tief beeindruckt und bewegt von dem Mut und der Lebensfreude, mit der die Menschen dennoch den Tag begehen und hoffen, dass weitere Appelle an die Regierung helfen, ihre Situation zu verbessern, z.B. durch die Möglichkeit für die Kinder die Schule zu besuchen.
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