Montag, 1. September 2008
30.08.08 Belwar
So weit weg liegt das kleine Dorf von unserem Büro entfernt das selbst Lenin der allen Luxus verabscheut und lieber mit dem Motorrad fährt ein Auto für uns mietet.
Unter einem Dorf darf man sich allerdings keine gemütlichen Fachwerkhäuser vorstellen mit netten kleinen Vorgärten und ordentlich gefegten Bürgersteigen.
Viel mehr ist es ein zusammengewürfelter Haufen an halb verfallenen Lehmhütten zu denen Trampelpfaden führen, denen man hier begegnet.
Am Ende des Dorfes angelangt steht ein für den heutigen Tag extra aufgestellter Baldachhin unter dem die Männer des Dorfes auf Plastikstühlen dem Gesang eines Blinden lauschen, der offensichtlich betet. Die Frauen hocken hinter dem Sänger auf dem Boden der Schule, die aus eine art grossen Steinpodest besteht über dem sich ein Wellblechdach befindet. Wände gibt es keine.
Allerhand Reden folgen dem Blinden, doch Shruti ist die erste und einzige, die das Mikrofon so dreht, dass auch die Frauen sie sehen können. So tief ist das patriarchaische System in den Köpfen der Menschen verankert. Frauen verdecken hier ihr Gesicht mit ihrem Sari wenn Fremde vorbeigehen.
Das alles findet in einer unglaublich schönen Landschaft statt. Ein Paradies möchte man meinen, wenn man nicht um das harte Leben der Menschen hier Bescheid wüste.
Zwischen Reisfeldern, Zuckerrohr und frisch gepflanzten Bananenstauden laufen die Frauen in ihren bunten Saris und tragen die Produkte der Felder in Körben auf ihren Köpfen durch das zarte Grün. Ein Augenschmaus für jeden Ästhet.
Doch schon bald werde ich aus meinem Traum gerissen. Die Stammesangehoerigen die unteranderem für ihre wunderbare Musik und ihren Tanz berühmt sind beginnen in Begleitung von Trommeln ihre Geschichte zu erzählen. Sie singen von den 18 Kindern die noch vor kurzem hier gestorben sind, da es selbst für die Voegel nicht mehr genug zu essen gab. Sie singen auch davon, wie sie sich manche von ihnen lieber vergifteten, als einen den Hungertot zu sterben.
Heute werden wir jedoch von den Dorfbewohnern zum Essen eingeladen. Wir essen mit den Händen von aus Blättern zusammengesteckten Tellern. Es gibt Reis und dazu verschiedene Soßen auch Roti eine Art Brot wird uns gereicht.
Denn dank der PVCHR haben sie Rasan-cards erhalten mit denen sie günstiger an Lebensmitteln gelangen können. Der Baldachin entstand als Versammlungsort für die Insassen der umliegenden Dörfer und auch die Schule steht erst seit kurzem hier.
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